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In der Firma Po getätschelt - Entlassung von Manager abgeschmettert

(dpa). Immer wieder werden Frauen bei der Arbeit begrapscht oder mit anzüglichen Sprüchen beleidigt. Wer dann den Mut findet, sexuelle Belästigung öffentlich zu machen, muss manchmal mit überra­schenden Folgen rechnen - wie ein Gerichts­urteil jetzt zeigt.

Einer Kollegin tätschelte er den Po und umarmte sie, eine andere fasste er von hinten an und schüttelte sie. Wegen wieder­holter sexueller Belästigung wurde ein Berliner Vertriebs­manager fristlos entlassen. Doch für die Frauen in der Zeitar­beitsfirma ist der umstrittene Leiter keine Vergan­genheit: Er muss wieder eingestellt werden, entschied das Arbeits­gericht in der Hauptstadt. Auch entgangenes Gehalt seit Dezember 2014 solle nachgezahlt werden.

Die fristlose Kündigung sei unwirksam, heißt es im Urteil vom 8. April (Aktenzeichen 10 Ca 18240/14), das erst jetzt bekannt wurde und der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Zuerst hatte das «Manager Magazin» über die erfolg­reiche Klage des Mannes berichtet.

Eine vorherige Abmahnung habe gefehlt, begründeten die Richter die Entscheidung. Sie verwiesen auch auf die Verhält­nis­mä­ßigkeit - so sei eine fristlose Kündigung das letzte Mittel. Verwiesen wurde außerdem darauf: Zu den Vorfällen sei es schon ein halbes Jahr vor der Kündigung gekommen - augenscheinlich hätten die betroffenen Arbeit­neh­me­rinnen die Übergriffe als nicht so gravierend empfunden, sonst hätten sie diese der Unterneh­mungs­leitung doch zeitnah mitgeteilt, hieß es im Urteil.

Die Richter ließen das Argument des Unternehmens nicht gelten, dass die Kolleginnen verängstigt gewesen seien und sich erst nicht trauten, die Übergriffe anzusprechen. Das sei nicht nachvoll­ziehbar, steht im Urteil. Der Rechts­streit geht nun in die zweite Instanz: Die Firma habe Berufung eingelegt, wie ein Gerichts­sprecher sagte.

Firmen-Anwalt Alexander Birkhahn von der Kanzlei Dornbach (Koblenz) versteht die Welt nicht mehr. «Es ist nicht nachvoll­ziehbar, dass ein solches Verhalten lediglich mit einer Abmahnung sanktioniert werden soll», teilte er der Deutschen Presse-Agentur mit. Unverständlich sei, dass das Gericht keine Zeugen befragt habe. Der Vorsitzende Richter, der das Urteil fällte, ist mittlerweile in Pension.

Ob unsittliche Annäherung tatsächlich eine Entlassung nach sich zieht, hängt laut Bundes­ar­beits­gericht immer von den Umständen des Einzelfalls ab. Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz müsse nicht zwangs­läufig zur fristlosen Kündigung des Täters führen, schränkte das Gericht erst im Februar zu hohe Erwartungen Betroffener ein.

Rechts­gebiete
Arbeitsrecht

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