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Aufenthaltsbestimmung

Darf Kind entscheiden, bei welchem Elternteil es lebt?

Wann darf das Kind zum Vater ziehen?
© Quelle: drxy/gettyimages.de

Häufig teilen Mütter und Väter sich das Aufent­halts­be­stim­mungsrecht und das Sorgerecht für das gemeinsame Kind. Dabei streiten Eltern sich manchmal darüber, wo das Kind leben soll. Kann das Kind diese Frage eigentlich beeinflussen oder seinen Aufent­haltsort bei Mutter oder Vater sogar selbständig wählen?

In Trennungs­fa­milien kann sich die Frage stellen, wo das Kind oder die Kinder leben sollen: bei der Mutter oder beim Vater. Wenn sich Eltern nicht darüber einigen können, muss das Famili­en­gericht den Aufenthalt manchmal festlegen. Dabei entscheiden die Famili­en­richter danach, was für das Kindeswohl am besten ist. 

Um dies festzu­stellen, sind mehrere Kriterien wichtig, unter anderem die Kontinuität des kindlichen Aufenthalts bei einem der Elternteile. Das hat das Oberlan­des­gericht Brandenburg in einem Beschluss vom 12. Mai 2015 klarge­stellt (AZ: 10 UF 3/15). Die Arbeits­ge­mein­schaft Famili­enrecht des Deutschen Anwalt­vereins (DAV) berichtet über den zugrunde liegenden Fall.

Trennungs­fa­milien: Was geschieht, wenn das Kind beim Vater leben will?

Die Eltern des zwölfjährigen Jungen leben getrennt. Der Junge lebt bei seiner Mutter, seinem Bruder und dem Stiefvater. Den Vater sieht er alle 14 Tage an den Wochenenden. Die Eltern haben das gemeinsame Sorgerecht.  Der Vater wollte, dass der Junge künftig bei ihm lebt. Diesen Wunsch äußerte auch der Junge gegenüber dem Verfah­rens­beistand und vor Gericht. Als Motivation für den Wechsel­wunsch äußerte der Junge, dass er beim Vater „mehr Liebe“ bekäme und er einen kurzen Weg zur Schule habe.

Vater: Antrag auf Aufent­halts­be­stim­mungsrecht gestellt

Der Antrag des Vaters, den Aufenthalt des Jungen allein zu bestimmen, lehnte das Gericht ab. Der Wille des Kindes sei zwar bei einem solchen Gerichts­ver­fahren zu beachten, jedoch nicht das alleinige Kriterium. Tatsächlich verbrachte der Junge lediglich die Wochen­end­freizeit bei seinem Vater. Auf die Frage des Gerichts, ob er sich darüber im Klaren sei, dass er seine Mutter dann noch nur noch alle 14 Tage sehe, zeigte er sich sichtlich gedämpft.

Kindeswohl: Wie wichtig ist es, dass ein Kind schon lange bei einem Elternteil lebt?

Der Junge würde sein gewohntes Umfeld verlassen, so das Gericht. Auch dies sei bei der Bestimmung des Kindeswohls zu berück­sichtigen. Nach Ansicht des Gerichts sprach hier viel dafür, auf Kontinuität zu setzen. Allerdings schlug das Gericht auch vor, dass der Junge künftig an den Betreu­ungs­wo­chenenden von Donnerstag bis Dienstag früh beim Vater wohnen solle. Dann könnten beide auch gemeinsamen Alltag erleben. Da die Eltern ein angespanntes Verhältnis hatten, schlug das Gericht vor, eine neue Umgangs­re­gelung durch Vermittlung des Jugendamtes zu finden.

Datum
Aktualisiert am
01.06.2018
Autor
red/dpa
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Themen
Aufenthalt Ehe Eltern Kinder Sorgerecht

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