
Nach dem Tod eines Elternteils kann das Kind beim zuständigen Rententräger eine Hinterbliebenenrente beantragen. Halbwaisen haben einen Anspruch auf eine Halbwaisen-, Vollwaisen auf eine Vollwaisenrente (siehe Info-Box).
Wann erhalten verwaiste Kinder Hinterbliebenenrente?
Kinder erhalten nach dem Tod ihrer Mutter oder ihres Vaters eine Halbwaisenrente, wenn ihr verstorbener Elternteil mindestens fünf Jahre lang in die gesetzliche Rentenkasse eingezahlt hat. Diese Voraussetzung entfällt, wenn der oder die Verstorbene Berufsanfänger war oder bei einem Arbeitsunfall verstorben ist.
Was ist eine Vollwaisenrente?
Wenn beide Eltern versterben, kann ein Kind eine Vollwaisenrente erhalten. Das Kind erhält 20 Prozent von der Rente seiner Eltern, die höher ausgefallen wäre. Dazu kommt ein Zuschlag für jeden Einzahlungsmonat des Elternteils. Dieses muss eine allgemeine Wartezeit von mindestens fünf Jahren erfüllt haben.
Wann hat ein Kind Anspruch auf Halbwaisenrente?
Anspruch haben sowohl leibliche als auch adoptierte Kinder eines Verstorbenen. Auch Stief- und Pflegekinder erhalten eine Waisenrente, wenn sie mit dem Verstorbenen zusammengelebt haben.
Erhalten Kinder aus eheähnlichen Beziehungen eine Halbwaisenrente?
Kindern unverheirateter Eltern bekommen eine Halbwaisenrente, wenn der Vater die Vaterschaft anerkannt oder ein Gericht die Vaterschaft festgestellt hat.
"Auch Enkel sowie Geschwister erhalten diese Rente ‒ aber nur, wenn sie mit dem Verstorbenen unter einem Dach gewohnt haben", sagt Rechtsanwalt Schafhausen von der Arbeitsgemeinschaft Sozialrecht des Deutschen Anwaltvereins (DAV).
Erhalten auch Kinder von Beamten eine Rente?
Ja. Auch das Kind eines Beamten kann eine Waisenrente erhalten. Dies ist auch dann der Fall, wenn der verstorbene Elternteil nicht in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hat.
Wie hoch ist die Rente?
Die Höhe der Halbwaisenrente hängt von den Rentenansprüchen ab, die die Mutter oder der Vater bis zum Tod angesammelt hatten. Die Halbwaisenrente beträgt zehn Prozent der Rente, die der Verstorbene erhalten hätte, hinzu kommt ein individueller Zuschlag.
Wo beantragt man die Halbwaisenrente?
Hinterbliebene stellen den Antrag beim zuständigen Rentenversicherungsträger. Kam der verstorbene Versicherte bei einem Arbeitsunfall ums Leben stellen sie ihn zusätzlich bei der Unfallkasse des Bundes.
Elternteil stirbt bei Unfall: Zahlt die Unfallversicherung eine Rente?
"Bei einem berufsbedingten Tod zahlt auch die Unfallversicherung den Hinterbliebenen eine Rente", so Schafhausen. "Diese wird zusätzlich zur Waisenrente gezahlt. Allerdings werden beide Renten gegeneinander aufgerechnet."
Wer erhält die Halbwaisenrente?
Die Halbwaisenrente steht dem Kind zu. Ist dieses minderjährig, erhält die Mutter oder der Vater die Rente. Der Elternteil ist nicht dazu verpflichtet, die Waisenrente anzusparen und dem Kind nach seinem 18. Geburtstag auszuzahlen, da sie den Unterhalt des Kindes sichern soll.
Volljährige Waisen erhalten die Rente selbst – auch wenn sie noch zu Hause wohnen.
Leben volljährige Halbwaisen allein, wird ihre Waisenrente auf den Unterhalt angerechnet, den der Elternteil ihnen eventuell zahlt.
Welche Einkommen oder Leistungen werden auf die Halbwaisenrente angerechnet?
Um die Halbwaisenrente zu berechnen, berücksichtigt der Rententräger auch das Einkommen des Kindes. Dabei bezieht die Versicherung jeden Betrag ein, der über einen gewissen Freibetrag hinausgeht, und rechnet diesen zu 40 Prozent auf die Waisenrente an.
Einkommen sind Löhne, Gehälter oder Dienstbezüge. Auch Kranken- oder Mutterschaftsgeld fallen darunter.
Einkünfte aus einer Ausbildung bezieht die Rentenversicherung frühestens ab dem 18. Lebensjahr in ihre Berechnungen ein. Einkommen, die für die Höhe der Waisenrente keine Rolle spielen, sind Kindergeld, Bafög, Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe sowie Eltern- und Wohngeld.
Trotz dieser Regeln dürfen Halbwaisen die genannten Einkommen nicht immer vollständig für sich behalten. Denn obwohl die Rentenversicherung Bafög oder Sozialhilfe bei der Berechnung der Halbwaisenrente nicht miteinbezieht, tut dies das Bafög zahlende Amt für Ausbildungsförderung. Stellt ein Student einen Antrag auf Bafög, wird die Waisenrente als Einkommen in voller Höhe auf das Bafög angerechnet.
Für welche Dauer erhält man eine Halbwaisenrente?
Die gesetzliche Rentenversicherung zahlt die Rente bis zum 18. Geburtstag eines Kindes, manchmal aber auch darüber hinaus. Das ist der Fall, wenn das Kind
- nach dem 18. Lebensjahr weiter zur Schule geht,
- sich in einer beruflichen Ausbildung befindet,
- ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr absolviert,
- beim Bundesfreiwilligendienst mitmacht,
- behindert ist und sich nicht selbst finanzieren kann.
Ist eine dieser Bedingungen erfüllt, zahlt die gesetzliche Rentenversicherung die Waisenrente bis zur Vollendung des 27. Lebensjahrs (Paragraph 48, SGB VI). Allerdings: Leistet ein junger Erwachsener einen Europäischen Freiwilligendienst, erhält er während dieser Zeit keine Waisenrente. "Auch ein Praktikant bekommt Halbwaisenrente, aber das Praktikum muss zum Beispiel in einem Studium vorgesehen und verpflichtend sein", so Rechtsanwalt Schafhausen.
Verliert man seine Halbwaisenrente, wenn man adoptiert wird oder heiratet?
Werden Kinder adoptiert, erhalten sie weiter Rente. Auch wenn sie heiraten, verlieren sie ihren Anspruch auf Halbwaisenrente nicht, solange sie sich in der Ausbildung befinden oder studieren.
- Datum
- Aktualisiert am
- 11.05.2018
- Autor
- ime