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Zweirad

Verkehrsrecht für Radfahrer: Welche Regeln gelten auf dem Fahrradweg?

An welche Vorgaben muss man sich auf dem Fahrradweg halten? © Quelle: Newstead/gettyimages.de

Radfahrer sind manchmal unsicher über die Regeln, die im Straßen­verkehr für sie gelten: Muss man zum Beispiel immer auf dem Radweg fahren? Darf man einen langsamen Radfahrer von rechts überholen? Ist es Eltern erlaubt, gemeinsam mit ihrem Kind auf dem Gehweg zu radeln? Wir zeigen die wichtigsten Regeln für Fahrrad­fahrer.

Das Fahrrad gehört zu den belieb­testen Verkehrs­mitteln der Deutschen. Zumindest stehen in deutschen Haushalten rund 72 Millionen Fahrräder, darunter zunehmend Fahrräder mit elektro­nischem Antrieb, sogenannte E-Bikes.

Doch gleich, ob man als Fahrrad­fahrer mit einem E-Bike oder mit einem „mechanischen“ Fahrrad unterwegs ist – Radfahrer müssen sich an bestimmte Verkehrs­regeln halten, damit sie sich und andere Verkehrs­teil­nehmer nicht gefährden und einen Unfall vermeiden. Deshalb sollten Radler die Regeln kennen, die im Straßen­verkehr für sie gelten.

Verkehrs­regeln für Radler: Dürfen Fahrrad­fahrer auf der Straße fahren?

Die Straßen­ver­kehrs­ordnung (StVO) fasst in § 2 das Fahrrad als Fahrzeug und definiert für Radler spezielle Regeln. „Nach der StVO dürfen Radfahrer auf der Fahrbahn, also auf der Straße, fahren. Sie müssen sich dort an das Rechts­fahrgebot halten“, erklärt die Berliner Rechts­an­wältin Gesine Reisert von der Arbeits­ge­mein­schaft Verkehrsrecht im Deutschen Anwalt­verein (DAV).

Verkehrs­regeln: Wann müssen Fahrrad­fahrer den Radweg benutzen?

Von dem Recht, auf der Straße radeln, gibt es aber Ausnahmen. So müssen Fahrrad­fahrer überall dort, wo blaue Radweg­schilder angebracht sind, zwingend den Radweg nutzen. Wer dies nicht tut, riskiert ein Bußgeld. Diese Pflicht kann nur entfallen, wenn der Radweg beispielsweise über eine lange Strecke schadhaft ist.

Unter die benutzungs­pflichtigen Radwege können Bordsteinwege fallen, aber auch Radfahr­streifen auf Höhe der Fahrbahn, die mit einer weißen Linie von der Fahrbahn abgetrennt sind. Verkehrs­schilder, die benutzungs­pflichtige Radwege anzeigen, sind rund, blau und zeigen ein weißes Rad. Manchmal sind sie zweigeteilt und zeigen ein Rad neben oder unten dem Piktogramm von Personen.

„Gehwege oder Fußgän­gerzonen, die etwa mit dem Zusatz­schild ‚Radfahrer frei‘ markiert sind, stellen Radlern übrigens frei, den Weg oder die Straße zu nutzen“, sagt die Verkehrs­rechts­expertin Gesine Reisert. Wer sich für den frei gegebenen Gehweg entscheide, müsse aber im Schritttempo fahren.

Bessere Radwege erhöhen Verkehrs­si­cherheit

2015 sind fast 400 Radfahrer bei Unfällen im Straßen­verkehr ums Leben gekommen. Davon starben 156 Radfahrer bei Unfällen mit Autos. Etwa 78.000 Radfahrer wurden 2015 bei Unfällen schwer oder leicht verletzt. Mit dem Thema Verkehrs­si­cherheit auf Radwegen hat sich der Verkehrs­ge­richtstag 2017 in Goslar befasst. Dabei forderte etwa die  Arbeits­ge­mein­schaft Verkehrsrecht des Deutschen Anwalt­vereins (DAV) einen schnelleren Ausbau von Radschnellwegen. Es sei dabei entscheidend, Radfahrer und Autofahrer bestmöglich zu trennen, sagte dabei der Rechts­anwalt Andreas Krämer. Bei Radschnellwegen geht es um direkte und sichere Verbin­dungen zwischen Städten, aber auch sichere Wege in den Städten selbst, die nur von Radfahrern genutzt werden.

Dürfen Radfahrer mit ihrem Fahrrad auf dem Gehweg oder dem Bürgersteig fahren?

Radfahrern über zehn Jahren ist es nicht erlaubt, auf dem Bürgersteig zu fahren. Tun sie es doch und es kommt etwa zu einem Unfall mit einem Fußgänger, entscheiden Gerichte in den meisten Fällen gegen den Fahrrad­fahrer und geben diesem die alleinige Schuld an dem Unfall.

Fahrrad fahrende Kinder – welche Regeln gelten für sie?

Kinder müssen auf dem Bürgersteig fahren, wenn sie jünger als acht Jahre alt sind. Demgegenüber ist es Kindern bis zum vollendeten zehnten Geburtstag erlaubt, zu wählen, ob sie den Gehweg nutzen oder auf der Straße oder dem Radweg fahren wollen.

Fahrrad fahren: Dürfen Eltern auf dem Gehweg fahren, um ihre Kinder zu begleiten?

Seit Anfang 2017 ist es Erwachsene erlaubt, gemeinsam mit ihrem Kind auf dem Bürgersteig zu radeln. Das gilt bis zum vollendeten achten Lebensjahr des Kindes.

Fahrrad­fahren mit Kindern: Sollten Eltern vor oder hinter dem Kind fahren?

„Die Frage, ob Eltern vor oder hinter ihrem Kind radeln sollten, ist juristisch nicht definiert“, sagt Rechts­an­wältin Reisert. Dies müssten Mütter und Väter je nach Situation und Charakter des Kindes selbst entscheiden. Dabei ist es übrigens erlaubt, das Kind einige Meter voraus fahren zu lassen.

Fahrrad und Verkehrs­regeln: In welcher Richtung dürfen Fahrrad­fahrer fahren?

Auf der Fahrbahn gilt für Fahrrad­fahrer das Rechts­fahrgebot (siehe weiter oben). Dieses gilt in der Regel auch etwa auf Radwegen oder in Fahrrad­straßen.

Ein Radfahrer, der einen für die Gegenrichtung gegebenen Radweg nutzt, der links der Fahrbahn verläuft, darf diesen Weg auch über den Punkt hinaus benutzen, an dem in seiner Fahrtrichtung rechts ein weiterer Radweg beginnt. Das gilt aber dann nicht mehr, wenn eine Umleitung auf die andere Straßenseite erfolgt.

„Kommt es nun zu einem Unfall mit einem anderen Radler und sind die einzelnen Umstände nicht mehr aufzuklären, haftet der entgegen­kommende Radler nicht“, so Reisert. Allerdings bewerte die Rechtsprechung jeden Einzelfall und suche immer nach den genauen Umständen, wem welcher Verschul­densgrad anzulasten ist.

Radfahren in falscher Richtung: Haften Fahrrad­fahrer bei einem Unfall?

Wenn ein Fahrrad­fahrer in falscher Richtung auf dem Fahrradweg fährt, muss sie oder er bei einem Unfall für einen Teil des Schadens aufkommen. Sogar für den größten Teil des Schadens, wie das Oberlan­des­gericht München (OLG) entschieden hat (AZ: 10 U 4616/15). Über das Urteil und den zugrunde liegenden Fall berichtet die Arbeits­ge­mein­schaft Verkehrsrecht im Deutschen Anwalt­verein (DAV).

In dem verhan­delten Fall fuhr ein Radfahrer auf einem kombinierten Geh- und Radweg, aber in falscher Richtung. An der Einmündung einer Straße wurde er von einem Auto erfasst. Die Richter am OLG München sprachen dem Radfahrer eine Haftung von 75 Prozent für den Unfall zu, dem Autofahrer 25 Prozent. Er hätte wie ein Fußgänger anhalten und auf das Auto warten müssen, so die Richter.

Auch das Oberlan­des­gericht Frankfurt am Main beschäftigte sich kürzlich mit einem Fall, in dem ein Radfahrer auf einem Fahrrad-Schutz­streifen entgegen der Fahrtrichtung unterwegs war. Er stieß mit einem Fußgänger zusammen, dieser wurde verletzt. Das OLG Frankfurt sprach dem Fahrrad­fahrer ein Mitver­schulden von 90 Prozent zu, da er den Fahrradweg verbots­widrig benutzt habe (Entscheidung vom 9. Mai 2017, AZ: 4 U 233/16). Darüber informiert die Arbeits­ge­mein­schaft Verkehrsrecht des DAV.

Da der Radfahrer nicht über eine Haftpflicht­ver­si­cherung verfügte, haftete er persönlich für die Unfall­folgen. Der Fußgänger haftete zu zehn Prozent, da er die Straße nicht auf dem sechs bis acht Meter von der Unfall­stelle entfernten Fußgän­ger­überweg überquert hatte.

Wie müssen Radfahrer auf dem Radweg überholen?

Die StVO sieht in § 5 vor, dass man andere Verkehrs­teil­nehmer nur von links überholen darf, was auch für Fahrrad­fahrer auf dem Radweg gilt. Bei solchen Manövern sollten Fahrrad­fahrer aber einen gewissen Abstand zueinander halten. Dieser muss zwar nicht so groß sein wie der zwischen Autos und Radlern, aber er muss das sichere Aneinander-vorbei-Fahren garantieren. Dabei bezeichnete der BGH einen Abstand von 1,40 m zwischen zwei Radlern auf dem Radweg für „verhält­nismäßig schmal“ (AZ: VI ZR 131/84).

Ist der Fahrradweg zum Überholen zu schmal, darf man nicht von rechts überholen und der zu Überholende darf nicht auf den Gehweg ausweichen. Notfalls müssen schnelle Radler, die überholen wollen, damit warten, bis der Radweg an einer Stelle breiter wird.

Radweg: Beim Überholen klingeln?

Zwar verbietet die StVO das Klingeln innerhalb von Ortschaften, doch kann das Klingeln beim Überholen auf dem Radweg manchmal hilfreich sein. Zum Beispiel auf schmalen Radwegen oder wenn der vor einem fahrende Radler unaufmerksam ist und mäandert.

Müssen Radfahrer immer hinter­einander fahren?

Radfahrer müssen nicht unbedingt hinter­einander fahren. Es ist ihnen auch erlaubt,  nebeneinander zu fahren, wenn sie damit den Verkehr nicht behindern. In Fahrrad­straßen können Radfahrer immer zu zweit nebeneinander fahren.

Wie schnell dürfen Radfahrer fahren?

Innerhalb von Ortschaften ist es Kraftfahr­zeugen erlaubt, 50 Kilometer in der Stunde zu fahren, wenn es kein besonderes Zeichen für die zulässige Höchst­ge­schwin­digkeit gibt. Dieses Limit gilt zwar nicht für Radfahrer, doch müssen diese mit angepasster Geschwin­digkeit fahren. In Fahrrad­straßen gilt für Radler ein Tempolimit von 30 km/h.

Lesen Sie in diesem Artikel, ob Fahrrad­fahrer einen Helm tragen müssen.

Datum
Aktualisiert am
26.09.2017
Autor
ime
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Themen
Fahrrad Familie Kinder Unfall

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