Wofür steht TÜV?
TÜV steht für "Technischer Überwachungsverein". Er ist eine unabhängige und gemeinnützige Organisation, die im In- und Ausland technische Prüfungen und Überwachungen durchführt, um die Sicherheit und Qualität von Produkten und Dienstleistungen zu gewährleisten. Der TÜV prüft beispielsweise Fahrzeuge auf ihre Verkehrstauglichkeit, überwacht Industrieanlagen auf ihre Sicherheit und prüft Produkte auf ihre Einhaltung von gesetzlichen Vorschriften und Standards. „Neben dem Technischen Überwachungsverein sind auch andere Anbieter befugt, die Kontrolluntersuchung durchzuführen“, sagt Rechtsanwalt Gregor Samimi, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht im Deutschen Anwaltverein (DAV). Diese sind:
- KÜS (Kraftfahrzeug-Überwachungsorganisation freiberuflicher KFZ-Sachverständiger)
- DEKRA (Deutscher Kraftfahrzeug-Überwachungs-Verein)
- GTÜ (Gesellschaft für Technische Überwachung)
Warum benötigt mein Auto TÜV?
In Deutschland benötigt jedes Auto eine regelmäßige Hauptuntersuchung (HU), die umgangssprachlich auch als TÜV bezeichnet wird. Die HU ist eine staatlich vorgeschriebene Prüfung. In der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) heißt es dazu unter § 29: „Die Halter von zulassungspflichtigen Fahrzeugen […] haben ihre Fahrzeuge auf ihre Kosten […] in regelmäßigen Zeitabständen untersuchen zu lassen.“ Bei der Untersuchung werden unter anderem Bremsen, Beleuchtung, Lenkung, Reifen und Fahrwerk überprüft. Auch die Umweltverträglichkeit des Fahrzeugs wird durch eine Abgasuntersuchung (AU) geprüft.
(Verkehrsunfall – welchen Schutz haben Erste-Hilfe-Leistende?)
Dieselskandal 2015: TÜV nur wegen Abgasmanipulation
Kurzer Exkurs: 2015 wurde der sogenannte „Abgasskandal“ bekannt, bei dem einige Hersteller von Diesel-Fahrzeugen Abgaswerte bei den Emissionsmessungen manipuliert haben, um die strengen Abgasnormen einzuhalten. Die Manipulation der Abgaswerte hatte zur Folge, dass die betroffenen Fahrzeuge die vorgeschriebenen Umweltstandards nicht erfüllten und in der Praxis wesentlich mehr Stickoxide ausstießen als angegeben. Stickoxide sind gesundheitsschädliche Schadstoffe, die Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Probleme verursachen können. Der Bundesgerichtshof verhandelt noch über die Frage der Haftung und des Schadensersatzes.
Wann muss ein Fahrzeug zum TÜV?
- Neuwagen: Neue PKWs müssen erstmals nach drei Jahren zur HU.
- Gebrauchtwagen: Gebrauchtwagen müssen alle zwei Jahre zur Prüfung, wenn sie jünger als sieben Jahre sind. Sind sie älter als sieben Jahre, müssen sie jedes Jahr in die Werkstatt.
- Andere Fahrzeuge: Für Motorräder, LKWs und andere Kraftfahrzeuge gelten unterschiedliche HU-Intervalle. Im Allgemeinen müssen Motorräder und LKWs, die gewerblich genutzt werden, alle 12 Monate zur HU. Private Motorräder müssen erstmals nach drei Jahren zur HU und danach alle zwei Jahre. Auch hier gibt es einige Ausnahmen und Sonderregelungen, daher sollten die genauen HU-Termine bei der Zulassungsbehörde erfragt werden.
In Deutschland erhalten Fahrzeughalterinnen und Halter eine Erinnerung zur Hauptuntersuchung vom Technischen Überwachungsverein. Für den Erinnerungsservice kann man sich einfach online eintragen, er enthält den nächsten HU-Termin sowie eine Aufforderung zur Vereinbarung eines Termins. Mittlerweile gibt es auch Apps, damit man die Prüfung nicht vergisst.
Wichtiger ist die Plakette: Der genaue Zeitpunkt der nächsten HU kann der TÜV-Plakette auf dem hinteren Kennzeichen entnommen werden.
Wie man die TÜV-Plakette liest und den Monat der nächsten Hauptuntersuchung erkennt, erfahren Sie hier. Die Kosten für die Hauptuntersuchung liegen ungefähr zwischen 70 und 140 Euro.
TÜV abgelaufen: Welche Strafen drohen?
Ohne TÜV darf das Auto im Straßenverkehr nicht bewegt werden – außer zum TÜV.
Hat man versäumt, einen neuen Termin in der Werkstatt zu machen, sollte man das schleunigst nachholen. Je mehr Zeit ohne TÜV verstreicht, desto teurer und folgenreicher kann es werden. Stellt die Polizei bei einer Verkehrskontrolle fest, dass das Fahrzeug keine gültige HU hat, kann dies zu einem Bußgeld, einem Punkt in Flensburg und zur Stilllegung des Fahrzeugs führen.
Die genaue Höhe des Bußgelds hängt von der Dauer des abgelaufenen HU-Termins und der Schwere der festgestellten Mängel ab:
- Bis 2 Monate – Hinweis der Polizei
- 2 bis 4 Monate – 15 Euro Bußgeld, vertiefte HU (ca. 20% zusätzliche Kosten)
- 4 bis 8 Monate – 25 Euro Bußgeld, vertiefte HU
- Über 8 Monate – 60 € Bußgeld, 1 Punkt in Flensburg, vertiefte HU
Stilllegung: Wenn das Fahrzeug keine gültige HU hat und die Mängel erheblich sind, kann die Polizei das Fahrzeug sofort stilllegen und die Weiterfahrt untersagen. In diesem Fall muss das Fahrzeug erst von einem Sachverständigen begutachtet und repariert werden, bevor es wieder zugelassen werden kann.
TÜV abgelaufen: haftet die Versicherung bei einem Unfall?
Normalerweise schon, da dies als leichte Fahrlässigkeit gewertet wird. Wer jedoch längere Zeit den Termin zur Verkehrstauglichkeitsprüfung verschläft, muss damit rechnen, dass die Kfz-Haftpflichtversicherung nicht zahlt. Sie könnte dann argumentieren, dass der Fahrzeughalter seine Sorgfaltspflicht verletzt hat, indem er das Fahrzeug ohne gültigen TÜV im öffentlichen Straßenverkehr bewegt hat.
Aus Angst vor möglichen anfallenden Reparaturen den TÜV zu schwänzen, macht also keinen Sinn – Im schlimmsten Fall wird’s nämlich teurer, als man dachte.
Ihnen droht eine Geldbuße wegen fehlendem TÜV? Sie können sich keinen weiteren Punkt in Flensburg leisten, da Sie ansonsten Ihre Fahrerlaubnis verlieren? In schwierigen Rechtsfragen hilft kompetenter Beistand. Finden Sie Anwältinnen und Anwälte zum Thema Verkehrs- und Strafrecht in Ihrer Nähe unter anwaltauskunft.de.
Beifahrer - Wann haften Mitfahrer?
- Datum
- Aktualisiert am
- 16.05.2023
- Autor
- red/dav