Zeige mir einen guten Verlierer und ich zeige dir einen Versager. So dürfte das auch Jermaine Jones gesehen haben, als er nach drei Spielen für die deutsche Nationalmannschaft nicht mehr nominiert wurde. „Das hat mich geärgert, nach welchen Prinzipien da entschieden wird. Leistungsfragen waren es nicht“, bilanzierte der damalige Schalker und heutige US-Nationalspieler. Seine Kritik an Bundestrainer Joachim Löw ist fünf Jahre her. Seitdem gab es viele Nichtnominierte, aber nur selten so deutliche Worte.
Keine Klagemöglichkeit für Fußballer – es fehlt an klaren Kriterien
Auch den juristischen Weg hat bisher noch kein Kicker beschritten. Der einfache Grund: „Ein Profifußballer kann keinen Platz in der Nationalelf einklagen“, sagt Dr. Thomas Summerer, Rechtsanwalt und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Sportrecht im Deutschen Anwaltverein (DAV). Denn im Gegensatz zu anderen Sportarten fehlt dafür die Rechtsgrundlage. „Im Profifußball gibt es keine Nominierungsrichtlinien mit klaren Kriterien wie in der Leichtathletik“, erklärt Summerer.
So legt der Deutsche Leichtathletik-Verband jedes Jahr für die anstehenden Großereignisse Qualifikationsnormen fest. Demnach braucht ein Marathonläufer für die diesjährige EM in Zürich eine Zeit von 2:13,30 Stunden, ein Zehnkämpfer benötigt 8050 Punkte und ein Stabhochspringer eine Höhe von 5,70 Metern. Doch bei Fußballern ist die Erfolgsformel komplizierter: Die besten sind nicht immer die richtigen Spieler fürs Team. Stefan Kießling ist zum Beispiel der erfolgreichste deutsche Stürmer der Bundesliga und wird dennoch nicht mit nach Brasilien reisen. Löw bevorzugt auf seiner Position andere Stürmer. Miroslav Klose, der spielstärker scheint. Andre Schürrle, der diese Rolle neuerdings hin und wieder bei Chelsea einnimmt und international erfahrener ist. Mario Götze, der schneller und direkter kombiniert.
Bis Anfang Juni muss der 23-Mann-Kader stehen
Löw muss abwägen, welche Profis besser in sein System passen, wer am meisten Entwicklungspotenzial hat und wer am mannschaftsdienlichsten spielt. Zunächst verkündete er nun den erweiterten Kader, Anfang Juni muss er dann auf 23 Spieler runterkürzen. Auf die Frage, wie seine Personalentscheidungen zustande kommen, antwortete Löw bereits während der vergangenen EM: „Was hat mal ein ganz großer Kollege von mir gesagt, Giovanni Trapattoni: Ein Trainer ist kein Idiot!“
- Datum
- Aktualisiert am
- 21.12.2016
- Autor
- dwe