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Beziehungen

Wie läuft eine Scheidung ab?

Nach Trennung und Scheidung: Ein leerer Kleiderschrank statt großer Liebe. © Quelle: eemarcello/ fotolia.com

Die romantische Liebe, Eheglück für immer – wer wünscht sich das nicht? Fakt ist aber, dass heutzutage nicht mehr nur der Tod Ehen scheidet, sondern sehr häufig das Famili­en­gericht. Die Deutsche Anwalt­auskunft erklärt, wie der Ablauf einer Scheidung aussieht.

Geschiedene haben oft nicht nur ein heftiges Auf und Ab der Gefühle hinter sich, sondern auch ein langwieriges rechtliches Prozedere. Dieses beginnt meist ganz klassisch damit, dass einer der Partner dem anderen eröffnet, sich trennen zu wollen und auszieht. Ab dem Zeitpunkt beginnt das Trennungsjahr, und erst wenn dieses abgelaufen ist, dürfen sich Eheleute scheiden lassen. Für schnellere Scheidungen muss es sehr gravierende Gründe geben.

Zwei Rechts­anwälte bei einer Scheidung?

Der Ehepartner, der die Scheidung einreichen will, muss eine Rechts­an­wältin oder einen Rechts­anwalt beauftragen, denn nur eine Anwältin oder ein Anwalt darf den Antrag an das Famili­en­gericht leiten. Der andere bleibt dann oft ohne Beistand, denn rechtlich gesehen muss er sich nicht vertreten lassen. Es geht auch so, denken viele in dieser Situation, doch das ist manchmal ein fataler Irrtum. „Ist der nicht anwaltlich vertretene Teil der ‚schwächere‘, kann das für ihn gefährlich werden“, warnt die Rechts­an­wältin Ingeborg Rakete-Dombek vom Ausschuss Famili­enrecht im Deutschen Anwalt­verein (DAV). „Anträge im Eheschei­dungs­ver­fahren zum Unterhalt etwa kann man nämlich nur durch einen Anwalt stellen. Außerdem ist der Versor­gungs­aus­gleich für einen Laien ohne anwaltliche Beratung kaum zu verstehen.“

Gibt es finanzielle Hilfen für die  Scheidungs­kosten?

Rechts­schutz­ver­si­che­rungen übernehmen teils die Kosten für die erste Beratung bei einer Rechts­an­wältin oder einem Rechts­anwalt, aber nur, wenn es im Vertrag festgelegt ist. Paare, die ihre Scheidung nicht selbst bezahlen können, sollten zusammen mit dem Scheidungs­antrag Verfah­rens­kos­tenhilfe beantragen. Wenig Begüterten bewilligen die Amtsge­richte außerdem Beratungshilfe, um einen Anwalt konsul­tieren zu können.

Was ist ein Versor­gungs­aus­gleich?

Hat das Scheidungs­ver­fahren begonnen, führt das Famili­en­gericht automatisch einen sogenannten Versor­gungs­aus­gleich durch. Im Versor­gungs­aus­gleich werden alle Renten­an­sprüche, die ein Paar in seiner Ehe angesammelt hat, zwischen den ehemaligen Partnern aufgeteilt. Bei Ehen, die nicht länger als drei Jahre bestanden haben, macht das Gericht den Versor­guns­aus­gleich nur, wenn ihn einer der Ehepartner beantragt.

Der Versor­gungs­aus­gleich ist das einzige, was das Famili­en­gericht von sich aus durchführt, alles andere müssen die Eheleute beantragen. Erst auf Antrag berechnet das Gericht während des Scheidungs­ver­fahrens zum Beispiel das gemeinsame Vermögen oder den Unterhalt und entscheidet, wer weiter in der ehelichen Wohnung leben darf.   

Ablauf einer Scheidung

Sobald der Scheidungs­antrag beim Famili­en­gericht eingeht, schickt das Gericht ihn zusammen mit den Formularen zum Versor­gungs­aus­gleich dem anderen Ehegatten zu. Ist der Versor­gungs­aus­gleich abgeschlossen, legt das Gericht den Scheidungs­termin fest. An dem Termin müssen beide teilnehmen. Dabei muss mindestens der Partner, der den Scheidungs­antrag gestellt hat, mit seinem Rechts­beistand erscheinen.

Bei dem Termin fragt die Famili­en­richterin oder der Famili­en­richter das ehemalige Paar, ob es geschieden werden will. Ein schlichtes „Ja“ als Antwort besiegelt das Ende der Ehe – wie es auch ihren Anfang markiert hat. Und so schließt sich der Kreis, die Richterin oder der Richter verkündet den Scheidungs­be­schluss. Dieser wird nach einem Monat rechts­kräftig, wenn niemand dagegen Beschwerde einlegt.

Scheidung Online: In Deutschland möglich?

Kann man sich die lästigen Termine auch sparen und das Ende der Ehe online abwickeln? Nein, in Deutschland ist es nicht möglich, sich über das Internet scheiden zu lassen. Denn damit eine Scheidung gültig ist, muss sie von einem Richter vor Gericht, in der Regel vor dem örtlichen Famili­en­gericht, vollzogen werden. Zu diesen Terminen müssen beide Ehepartner persönlich erscheinen. Ausnahmen sind nur in wenigen Sonder­fällen möglich.

Was das deutsche Gesetz außerdem vorschreibt: Wer sich scheiden lassen will, muss sich von einer Anwältin oder einen Anwalt vertreten lassen. Dabei muss aber nicht jeder Partner einen eigenen mitbringen. Bei einer einver­ständ­lichen Scheidung kann sich ein Paar auch gemeinsam durch einen Anwalt vertreten lassen. In der Regel entscheiden sich aber beide Seiten für einen eigenen Anwalt.

Wird im Internet also mit einer “Online-Scheidung” geworben, handelt es sich meistens um Angebote von Rechts­an­wäl­tinnen oder Rechts­an­wälten. Diese bieten an, die gesamten Beratungen und Gespräche per E-Mail oder telefonisch zu regeln, anstatt über persönliche Treffen. Dies soll den Klienten Zeit und Geld sparen. Den Gang vor Famili­en­gericht können diese Angebote aber nicht ersparen.

Kann ich die Scheidungs­kosten von der Steuer absetzen?

Nein, das ist nicht (mehr) möglich. Das geht aus einem Urteil des Bundes­fi­nanzhofs (BFH) vom 18. Mai 2017 hervor (AZ: VI R 9/16), das am 16. August 2017 bekannt gegeben wurde. Demnach fallen Scheidungs­kosten unter das Abzugs­verbot für Prozess­kosten, das seit 2013 gilt. Bis zu der entspre­chenden Änderung im Einkom­men­steu­er­gesetz konnten Geschiedene diese Kosten als außerge­wöhnliche Belastung abziehen. Prozess­kosten dürfen jetzt nur noch steuerlich geltend gemacht werden, wenn der Steuer­zahler sonst kein Geld für seinen Lebens­un­terhalt mehr zur Verfüngung hätte.

Eine Frau hatte deswegen geklagt. Sie wollte die Kosten für ihre Scheidung von der Steuer absetzen und hatte sich auf diese Ausname­re­gelung berufen. Das Finanz­gericht hatte ihr noch Recht gegeben. Der BFH war allerdings anderer Meinung: Das Geld, was Ehepartner für eine Scheidung aufwenden, sei in der Regel nicht das Geld, das sonst für Miete, Lebens­mittel usw. ausgegeben würde.

Sie haben Fragen zum Thema Trennung und Scheidung? Hier finden Sie Rechts­an­wäl­tinnen und Rechts­anwälte, die Sie beraten.

Datum
Aktualisiert am
16.08.2017
Autor
ime/vhe
Bewertungen
36579
Themen
Ehe Familie Geld Scheidung Trennung

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