Scheidung: Was ist eine Zugewinngemeinschaft?
Für prominente wie für "gewöhnliche" Scheidungen gilt: Hat ein Paar keinen Ehevertrag unterschrieben oder darin etwa keine Gütertrennung vereinbart, gilt die Ehe der beiden als Zugewinngemeinschaft. Der Zugewinn ist das während der Ehe gemeinsam erwirtschaftete Vermögen. Geht das Paar irgendwann getrennter Wege, berechnen die Familienrichter auf Antrag den Zugewinn und teilen ihn unter den Eheleuten auf.
Übrigens: Einen Ehevertrag kann man auch noch nach der Hochzeit unterzeichnen.
Dabei ist wichtig zu wissen, dass die Zugewinngemeinschaft nicht mit der Trennung endet, sondern erst dann, wenn der Scheidungsantrag im Briefkasten liegt. Das bedeutet: Auch das Geld, das jeder der beiden Ex-Partner in der Trennungszeit vor der Scheidung verdient, gehört zum Zugewinn.
Doch nicht jedes Einkommen und Vermögen fließt in den Zugewinnausgleich. „Das ist ein großer Irrglaube. Schenkungen und Erbschaften werden vom ‚Endvermögen‘ abgezogen, sie verbleiben dem Beschenkten alleine“, erklärt die Berliner Rechtsanwältin für Familienrecht, Ingeborg Rakete-Dombek vom Ausschuss Familienrecht des Deutschen Anwaltverein (DAV).
Versorgungsausgleich nach Scheidung und Sorgerecht für die Kinder: Muss man dies beim Familiengericht beantragen?
Den Ausgleich der Renten im Versorgungsausgleich macht das Familiengericht im Scheidungsverfahren von sich aus, man muss das nicht extra beantragen. Anderes allerdings schon. Möchten die ehemaligen Eheleute, dass die Richter etwa das Sorge- und Umgangsrecht regeln, den Zugewinnausgleich oder den Unterhalt berechnen, müssen sie das beantragen.
Zuweisung Immobilie: Wann erlischt Anspruch?
Bei einer Scheidung kann ein Ex-Partner auch beanspruchen, künftig allein über die eheliche Wohnung zu verfügen. Der andere muss dann ausziehen. Spätestens ein Jahr nach der Scheidung kann der Ex-Partner diesen Anspruch geltend machen. Er erlischt sonst. Der Grund dafür ist die gesetzliche Vorschrift, wonach innerhalb eines Jahrs nach einer Scheidung das entsprechende Mietverhältnis begründet werden soll. Gegebenenfalls muss der Ehepartner noch aus dem Mietvertrag entlassen werden. Das Oberlandesgericht Bamberg hat am 3. November 2016 (AZ: 2 UF 154/16) diese Regelung auch für Wohneigentum, also eine Immobilie angewendet, die beiden Ehepartnern gehört. Die Arbeitsgemeinschaft Familienrecht im Deutschen Anwaltverein (DAV) berichtet über den Fall. (Quelle: red/dpa)
Scheidung und Trennung: Welche Regeln gelten beim Trennungsunterhalt?
Finanziell wirkt sich der Zugewinnausgleich erst nach der Scheidung aus. Aber das heißt nicht, dass der wirtschaftlich schwächere Partner in der Zeit davor darben muss: Er oder sie kann vom Ex Trennungsunterhalt verlangen. Wie hoch der Unterhalt ausfällt, hängt vom Bedarf ab. Das Familiengericht prüft ihn und berücksichtigt dabei zum Beispiel auch, wie hoch das eigene Einkommen ist und wie viel der verflossene Partner verdient.
Für gemeinsame Kinder ist auch bereits in der Trennungszeit Unterhalt fällig. Diesen bekommt derjenige, bei dem die Kinder hauptsächlich wohnen und der sie versorgt.
In diesem Artikel finden Sie weitere rechtliche Regeln zur Trennung und zum Trennungsunterhalt.
Scheidung: Wer hat Anspruch auf nachehelichen Unterhalt?
Der Unterhalt nach der Scheidung kann den Trennungsunterhalt ablösen, muss aber nicht genauso hoch ausfallen. Bei dem sogenannten nachehelichen Unterhalt stellt sich erst einmal die Frage, ob man überhaupt einen Anspruch darauf hat. Selbstverständlich ist er nicht. „Kann man durch eigenes Einkommen seinen Unterhalt bestreiten, gibt es auch keinen Unterhaltsanspruch“, erklärt die Familienrechtsanwältin Rakete-Dombek.
Scheidung: Was ist Betreuungsunterhalt?
Für einen Anspruch auf nachehelichen Unterhalt braucht es besondere Gründe, die sogenannten Unterhaltstatbestände. Dazu zählt zum Beispiel die Betreuung von Kindern unter drei Jahren. Betreut der ehemalige Partner kleine Kinder, hat er oder sie Anspruch auf einen Betreuungsunterhalt vom Ex-Partner. Nach dem 3. Geburtstag des Kindes kann der Anspruch jedoch wegfallen. Dieser verlängert sich nur ausnahmsweise, etwa wenn sich kein Kitaplatz findet.
Scheidung: Wie lange bekommt man Unterhalt nach einer Scheidung?
Die nacheheliche Solidarität ist schon lange nicht mehr das, was sie vor der Unterhaltsreform 2008 einmal war: Bis zur Reform sah der Gesetzgeber den nachehelichen Unterhalt als „Lebensstandardgarantie“. Mit der Reform 2008 hat der Gesetzgeber aber eine bemerkenswerte rechtspolitische Kehrtwende gemacht, denn seitdem geht es vor allem darum, mit dem Unterhalt sogenannte ehebedingte Nachteile auszugleichen. Entfallen diese Nachteile, kann auch der Unterhalt zeitlich begrenzt oder gedeckelt werden.
Ein Beispiel: Hat sich eine Frau nach der Heirat ganz Haushalt und Kindern gewidmet und dafür ihre Ausbildung abgebrochen, ist das nach dem neuen Unterhaltsrecht ein ehebedingter Nachteil. Holt sie ihre Ausbildung aber nach der Scheidung nach, fällt dieser Nachteil aus Sicht des Gesetzgebers weg - und damit entfällt auch der Ausbildungsunterhalt, den sie von ihrem Ex-Mann bekommen hat.
Ehebedingter Nachteil: Auch unbefristeter Unterhalt möglich
Das Oberlandesgericht Hamm hat einer Frau in einem Fall unbefristeten Unterhalt zugesprochen (Beschluss vom 7. September 2018, AZ: 7 UF 9/18). Das Paar war mehr als zwanzig Jahre verheiratet gewesen und hatte zwei Kinder. Während der Ehe war die Frau nur in Teilzeit oder ehrenamtlich tätig gewesen. Nach der Trennung absolvierte sie eine Umschulungsmaßnahme zur Sport- und Fitnesskauffrau.
Den Richtern zufolge sei nicht in der Lage, ihren Bedarf selbst zu decken. Ob ihre Bewerbungen Erfolg haben würden, sei ungewiss. Die Frau habe einen ehebedingten Nachteil zu tragen, so die Richter weiter. Das Gericht war überzeugt, dass die Frau eine nachhaltige berufliche Perspektive entwickelt hätte, sofern das Paar nicht geheiratet hätte. Dafür spreche schon, dass sie dazu auch 2016 bereit und gut motiviert gewesen sei und die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen habe.
Scheidung: Sollte der Unterhalt nach einer Scheidung begrenzt werden?
Zum Unterhalt nach einer Scheidung fordert der DAV, dass nach einer Scheidung der befristete Unterhalt zur Regel werden sollte, der lebenslange Unterhalt sollte dementsprechend eine Ausnahme sein. Diese Forderung begründet die Arbeitsgemeinschaft Familienrecht des DAV damit, dass die aktuellen Regelungen zum Unterhalt nach einer Scheidung zu wenige Anreize für Geschiedene bieten, ihre Zukunft eigenverantwortlich zu gestalten und eine Arbeit aufzunehmen.
Unterhaltsprozess: Können die Prozesskosten von der Steuer abgesetzt werden?
Das ist möglich, wenn der Empfänger des Unterhalts das Geld in seiner Steuererklärung als sonstiges Einkommen ausweist. Es wird entsprechend versteuert. Die Kosten eines Unterhaltsprozesses sind dann Aufwendungen, um nachehelichen Unterhalt zu erhalten oder diesen zu erhöhen. Sie können von der Steuer abgesetzt werden. Das ergibt sich aus einer Entscheidung des Finanzgerichts Münster vom 3. Dezember 2019 (AZ: 1 K 494/18 E), wie die Arbeitsgemeinschaft Familienrecht mitteilt.
In dem Fall stritten sich zwei Ex-Partner um nachehelichen Unterhalt. Die Frau gab in ihrer Einkommensteuererklärung als sonstige Einkünfte die erhaltenen Unterhaltszahlungen an. Gleichzeitig machte sie die Prozessführungskosten (Gerichts- und Rechtsanwaltskosten) steuermindernd geltend, die auf die Verfahren zum nachehelichen Unterhalt entfielen. Das Finanzgericht in Münster verpflichtete das Finanzamt, die Prozesskosten anteilig als Werbungskosten zu berücksichtigen. Für das Gericht kam es darauf an, dass die Frau die Unterhaltszahlungen auch als Einkommen versteuert hatte. Umgekehrt hatte der Mann im Wege des sogenannten Realsplittings die Möglichkeit, den Unterhalt als Sonderausgaben bei der Steuer anzumelden.
- Datum
- Aktualisiert am
- 21.01.2022
- Autor
- ime/red,red/dpa,DAV