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- Seite 1 – Hat ein Kind das Recht, gewaltfrei erzogen zu werden?
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Mütter und Väter wissen: Kinder können anstrengend sein. Die Frage ist nur, wie man damit umgeht. Früher war die Antwort oft klar und es setzte eine Tracht Prügel oder eine andere schwere körperliche Strafe. Das befürworten heutzutage zwar nur noch wenige Eltern, doch bedeutet das nicht, dass die Körperstrafen damit aus den Familien verschwunden sind.
Zumindest zeigt eine Forsa-Umfrage unter 1.000 Eltern, dass viele Mütter und Väter ihrem Kind regelmäßig einen Klaps auf den Po oder eine Ohrfeige geben. Dabei weisen Kinderschutzorganisationen seit Jahren darauf hin, dass auch solche vermeintlich harmlosen Körperstrafen ein Kind demütigen und ihm Schaden zufügen.
Diese Ansicht teilt auch der Gesetzgeber und hat daher im Jahr 2000 das Grundrecht von Eltern auf Pflege und Erziehung ihres Kindes nach Artikel 6 II des Grundgesetzes eingeschränkt. „Seit dieser Gesetzesänderung haben Mütter und Väter kein Züchtigungsrecht mehr gegenüber ihrem Kind – ebenso wenig wie andere Aufsichts- und Erziehungsberechtigte, etwa Erzieher oder Lehrer“, sagt der Rechtsanwalt Burkhard Bühre von der Arbeitsgemeinschaft Familienrecht im Deutschen Anwaltverein (DAV).
Demgegenüber legt Paragraph 1631 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) fest: „Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“
Danach sanktioniert der Gesetzgeber also nicht nur körperliche Strafen, sondern auch Strafen, die die Psyche eines Kindes verletzen oder es entwürdigen. Unter „entwürdigende Maßnahmen“ könnte etwa fallen, wenn Eltern ihrem Kind mit großer Kälte begegnen oder es komplett missachten.
Gewalt gegen Kinder ist nach § 1631 nur noch erlaubt, wenn diese dazu dient, das Kind vor Gefahren zu schützen. Ein Beispiel: Ein Kind will auf die Fahrbahn rennen. In diesem Fall dürfen und müssen Eltern manchmal sogar körperlichen Zwang anwenden. Etwa, um das Kind davon abzuhalten, auf die Straße zu laufen und von einem Auto angefahren zu werden.