
Prominente, Politiker oder Sportler: Wenn Personen den öffentlichen Lebens unter Druck stehen, legen sie vor Journalistin mitunter eine Versicherung an Eides statt ab. Dabei geht es gerne um Doping, Spendenaffären oder ähnliche Skandale. Wer Schulden hat und diese nicht zahlen kann, wird auch zur Abgabe einer eidesstattlichen Erklärung aufgefordert. Was das bedeutet und wann man dabei lügen darf, erklärt das Rechtsportal anwaltauskunft.de.
Was ist eine eidesstattliche Versicherung?
Mit einer eidesstattlichen Versicherung bestätigt eine Person, dass eine bestimmte Aussage wahr ist. Man spricht auch von einer Versicherung an Eides statt oder einer eidesstattlichen Erklärung. Man kann sie mündlich oder schriftlich abgeben. Wer sie schriftlich abgibt, muss sie unterschreiben.
Die Versicherung oder Erklärung ist rechtlich nur relevant, wenn man sie vor einer Behörde abgibt, die sie in diesem speziellen Fall fordern darf. Das können neben Gerichten auch das Finanzamt oder ein Gerichtsvollzieher sein.
Wenn Politiker oder Prominente vor Journalisten scheinbar eidesstattliche Erklärungen, überzeugen sie damit vielleicht den einen oder anderen Zuhörer. Aber: „Eidesstattliche Versicherungen ‚ins Blaue hinein’ sind rechtlich bedeutungslos“, sagt Rechtsanwalt Dr. Bernd Hirtz, Mitglied im Deutschen Anwaltverein (DAV). Gleiches gelte für die berühmten ‚Ehrenworte’ von Politikern, etwa das von Helmut Kohl in der Parteispendenaffäre.
Abgabe einer eidesstattlichen Erklärung: Wann ist das notwendig?
Die eidesstattliche Erklärung kommt in verschiedenen Bereichen vor. Sie ist in den unterschiedlichen Rechtsgebieten jeweils anders geregelt. „Im Zivilrecht dient die eidesstattliche Versicherung als Mittel der Glaubhaftmachung“, erklärt Rechtsanwalt Hirtz. Es könne im Zivilprozess erforderlich sein, dass ein Zeuge, ein Sachverständiger oder eine der Parteien selbst eine solche Erklärung abgibt. Sie werde nicht vom Gericht gefordert, die am Prozess Beteiligten müssten sie von sich aus vorlegen.
Glaubhaftmachung bedeutet, dass sie den Sachverhalt, um den es geht, als überwiegend wahrscheinlich erscheinen lässt. Sie ist damit etwas schwächer als ein Beweis. Dieser muss zweifelsfrei belegen, dass eine Person etwas Bestimmtes getan hat.
Geht es um eine Straftat, sind deshalb Beweise notwendig. Vor dem Zivilgericht werden jedoch keine Straftaten verhandelt. Und muss es in einem Verfahren schnellgehen, kann die Vorlage einer eidesstattlichen Versicherung erforderlich sein. Sie kommt beispielsweise zum Einsatz, wenn das Gericht einen Zeugen nicht anhören kann. Auf Schnelligkeit geht es oft im Presserecht oder im Wettbewerbsrecht.
Schulden: Welchen Zweck hat eine Vermögenauskunft bei der Zwangsvollstreckung?
Ein weiterer Bereich, in dem die eidesstattliche Erklärung vorkommt ist die Zwangsvollstreckung. „In diesem Bereich ist die eidesstattliche Versicherung eine Erklärung von Schuldnern über ihre Vermögensverhältnisse“, erklärt der Rechtsanwalt aus Köln. Sie sei früher auch als Offenbarungseid bekannt gewesen.
Wer Schulden hat und diese nicht zahlt, erhält irgendwann eine Mahnung. Nach mehreren Mahnungen kann der Gläubiger einen Titel gegen den Schuldner erwirken. Mit einem Vollstreckungstitel oder einem Gerichtsurteil kann er seine Forderung zwangsvollstrecken lassen. Das bedeutet, dass ein Gerichtsvollzieher das Vermögen des Schuldners und sein Einkommen, abgesehen von einem Selbstbehalt, pfänden kann.
In diesem Fall kann der Gläubiger eine Vermögensauskunft beziehungsweise einen Offenbarungseid fordern. Der Schuldner muss sie vor dem Gerichtsvollzieher abgeben. Damit bekommt der Gläubiger einen Überblick über die Vermögens- und Einkommensverhältnisse des Schuldners. Und er erfährt, ob dieser womöglich Geld oder Wertgegenstände zurückgehalten hat, damit sie nicht zur Begleichung seiner Schulden eingesetzt werden. Die Vermögensauskunft ist in diesem Fall ein Formular, in dem der Schuldner seine Vermögenswerte und sein Einkommen auflisten muss. Er muss ehrlich sein und darf nichts verschweigen.
Falsche eidesstattliche Versicherung abgeben: Wann ist das strafbar?
Eine eidesstattliche Erklärung muss man immer nach bestem Wissen abgeben. Wer eine falsche Versicherung abgibt, also wer lügt, macht sich strafbar. Das gilt in Fällen, in denen die Erklärung rechtlich relevant ist. Strafrechtliche Folgen riskiert also, wer in einer Vermögensauskunft ein teures Erbstück verschweigt. Oder vor dem Zivilgericht eine inhaltlich falsche Versicherung abgibt. Eine falsche eidesstattliche Versicherung kann nach § 156 des Strafgesetzbuches (StGB) mit einer Geldstrafe oder bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft werden.
Strafbar ist eine Lüge aber nur bei rechtlich gültigen Erklärungen. Wenn ein Prominenter bei einer vermeintlichen Versicherung an Eides statt gegenüber der Öffentlichkeit, der BILD-Zeitung oder seiner Großmutter lügt, muss er auch keine rechtlichen Folgen fürchten.
Abgabe einer Eidesstattlichen Versicherung im Steuerrecht: Wann ist das notwendig?
Auch im Steuerrecht kommt die eidesstattliche Versicherung vor. So kann das Finanzamt sie von einem Steuerzahler als Beleg fordern, dass er richtige Angaben zu seinem Vermögen gemacht hat. Zuständig ist der Vorsteher des Finanzamtes.
Was ist der Unterschied zwischen einer eidesstattlichen Versicherung und einem Eid?
Einen Eid müssen Zeugen manchmal nach einer Aussage in einem Strafprozess ablegen. Er soll ebenfalls versichern, dass eine Aussage wahr ist. Die Richterin oder der Richter kann einen Zeugen im Strafprozess unter Eid aussagen lassen, wenn seine Aussage von besonderer Bedeutung ist. Das ist nur mündlich möglich: Der Zeuge muss dann die rechte Hand heben und mündlich einen Eid schwören.
Wer hier lügt, muss mit einer Haftstrafe von mindestens einem Jahr rechnen. „Eine Falschaussage vor Gericht ist sowieso strafbar“, erklärt Rechtsanwalt Hirtz. Bei einer Aussage unter Eid seien die Vorgaben aber noch strenger. Aber selbst hier gibt es Ausnahmen: Als Angeklagter in einem Strafverfahren darf man auf der Anklagebank nicht nur die Aussage verweigern, sondern auch lügen – solange man sich dabei nicht beispielsweise durch eine falsche Verdächtigung strafbar macht.
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- Datum
- Aktualisiert am
- 23.01.2025