Lieber Sven F.,
gestatten Sie mir zunächst einen kurzen Blick auf die Geschichte: Das Händeschütteln ist mindestens so alt wie das Neue Testament. Darin wird erwähnt, dass Paulus bei seinem Abschied aus Jerusalem die „rechte Hand der Freundschaft“ gereicht wurde.
2000 Jahre später handelt es sich beim Händeschütteln um eine Bewegung, die abertausend Mal täglich stattfindet. In der Regel als Begrüßung genutzt, wird auch nach Vertragsabschlüssen zur Bekräftigung der Vereinbarung häufig die Hand des Partners geschüttelt.
Polizistinnen und Polizisten dürfen die Hände anderer schütteln – nach eigenem Ermessen
Händeschüttelnde Polizisten sieht man dagegen selten im Straßenbild. Doch entgegen anderslautender Annahmen, ist ihnen das nicht verboten.
So existiert etwa bei der Bundespolizei keine Dienstvorschrift, die das Händeschütteln untersagt. Polizistinnen und Polizisten können aber selbstständig entscheiden, ob Sie die Hand ihres gegenüber schütteln wollen. Denn die Gefahrenlage ist bekanntlich von Fall zu Fall, von Einsatz zu Einsatz unterschiedlich.
Bundespolizisten sind häufig zur Grenzsicherung oder an Flughäfen eingesetzt. Aufgrund einer möglichen Ansteckungs- und Infektionsgefahr verzichten in der Praxis viele Beamte auf den Handschlag.
Die Eigensicherung steht im Vordergrund
Ein weiterer Grund kann die Gefahrenlage sein. Denn wer eine Hand dazu nutzt, sie seinem gegenüber zu reichen, fehlt ein freie Hand – sollte es doch brenzlig werden. Die Selbstverteidigung verkompliziert sich demnach.
Wie die Bundespolizei, wird die Frage auch bei der Berliner Polizei behandelt. Nach normalem menschlichen Ermessen können Polizistinnen und Polizisten in der Hauptstadt selber entscheiden, ob sie die Hand reichen oder nicht. Die Eigensicherung steht bei dieser Abwägung im Vordergrund.
Bestimmte Situationen erfordern deshalb mitunter zwei freie Hände – mit Unfreundlichkeit hat der Schüttelverzicht aber nie zu tun.
Lieber Sven F., ich hoffe, dass ich Ihnen weiterhelfen konnte.
Mit besten Grüßen,
Ihr Swen Walentowski
- Datum
- Aktualisiert am
- 21.10.2015
- Autor
- Swen Walentowski