
Krankheiten oder Unfälle können eine Berufskarriere schnell beenden. © Quelle: pressmaster/ fotolia.com
Anwaltauskunft: Ist es sinnvoll, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen?
Arno Schubach: Ja, absolut. Sie gehört zu den wichtigsten Versicherungen überhaupt. Ohne Berufsunfähigkeitsversicherung droht im Ernstfall der finanzielle Absturz auf Hartz IV-Niveau. Über die gesetzliche Rentenversicherung ist man nur sehr gering abgesichert – und das meist nur gegen Erwerbsminderung, nicht gegen Berufsunfähigkeit.
Anwaltauskunft: Wo liegt der Unterschied?
Arno Schubach: Die Erwerbsminderung bezieht sich nicht auf eine bestimmte Tätigkeit. Wer wegen Kniebeschwerden nicht mehr als Dachdecker arbeiten kann, ist dadurch nicht unbedingt erwerbsunfähig. Er könnte ja noch in einem anderen Beruf arbeiten, zum Beispiel am Schreibtisch.
Anders bei der Berufsunfähigkeitsversicherung: Hier geht es heute in der Regel nur um genau den Beruf, den man derzeit ausübt. Kann man das nicht mehr, zahlt die Versicherung – auch wenn man durchaus einen anderen Beruf erlernen und ausüben könnte. Das ist ein großer Vorteil des Versicherungsmodells in Deutschland.
Anwaltauskunft: In welcher Höhe sollte man sich absichern?
Arno Schubach: Häufig hört man, dass die Versicherungssumme einen bestimmten Prozentsatz des monatlichen Nettoeinkommens betragen sollte. So pauschal lässt sich das aber nicht sagen. Man sollte sich genau überlegen, welche anderen Einkünfte anfallen und wie viel man für seinen Lebensunterhalt benötigt.
Die Summe sollte auf jeden Fall nicht zu gering sein. Wenn man im Ernstfall nur 600 oder 700 im Monat erhält und dann immer noch auf Hartz IV angewiesen ist, lohnt sich die Versicherung in der Regel nicht.
Anwaltauskunft: Woran erkennt man ein gutes Angebot?
Arno Schubach: Es gibt bei den einzelnen Tarifen große Unterschiede. Deshalb sollte man sich vorher genau informieren: Unter welchen Bedingungen wird eine Berufsunfähigkeit angenommen? Von Selbständigen wird zum Beispiel oft verlangt, dass sie ihren Betrieb umorganisieren.
Der Maurer soll dann beispielsweise in seinem Geschäft Bürotätigkeiten übernehmen – das funktioniert in der Regel aber nicht so einfach. Auch wichtig: Ein in der Anfangsphase der Berufstätigkeit abgeschlossener Vertrag sollte es zulassen, dass man zu einem späteren Zeitpunkt die Versicherungssumme ohne eine erneute Gesundheitsprüfung erhöhen kann: zum Beispiel, wenn man eine Familie gründet und eine höhere Absicherung benötigt.
Anwaltauskunft: Worauf sollte man beim Versicherungsantrag achten?
Arno Schubach: Das wichtigste ist: Alle Fragen zum Gesundheitszustand sollten unbedingt wahrheitsgemäß beantwortet werden – bis ins kleinste Detail. Es passiert leider immer wieder, dass Versicherte Vorerkrankungen verschweigen. Werden sie dann berufsunfähig, verweigern die Versicherungen die Zahlung.
Dagegen vorzugehen ist sehr schwer. Vorsicht ist bei Erläuterungen von Versicherungsvermittlern zu den Gesundheitsfragen geboten. Diese raten manchmal dazu, es mit den Angaben nicht zu genau zu nehmen, um den Vertrag schneller abschließen zu können. Darauf sollte man auf keinen Fall hören. Dies gilt auch, wenn der Vermittler sagt, auf bestimmte Angaben komme es gar nicht an.
Anwaltauskunft: Was ist zu beachten, wenn man tatsächlich berufsunfähig wird?
Arno Schubach: Wie bereits erwähnt, bietet die private Berufsunfähigkeitsversicherung den großen Vorteil, dass sie sich genau auf die tatsächliche Tätigkeit des Versicherten bezieht. Dieses System hat aber einen Haken: Wenn man erkrankt, prüft die Versicherung sehr gründlich, ob und wie die Erkrankung den Versicherten in seinem Beruf einschränkt.
Man erhält dann einen dicken Fragebogen, der für den Laien kaum zu bewältigen ist. Macht man hier unzureichende oder unzutreffende Angaben, kann es sehr teuer werden. Im schlimmsten Fall zahlt die Versicherung nicht. Deshalb sollte man in diesem Fall unbedingt professionelle juristische Beratung in Anspruch nehmen.
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- Datum
- Aktualisiert am
- 01.12.2014
- Autor
- pst