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Verschobene Spiele?

Fußball-WM: Manipu­la­tionen ausgeschlossen?

Manipulationen bei der WM sind wohl möglich. Aber unwahrscheinlich. (Dieses Wettlokal ist nur ein Bildmotiv. Es besteht keinerlei Zusammenhang zum Inhalt des Textes.) © Quelle: DAV

Falsche Abseits­ent­schei­dungen, strittige Elfmeter: Bei der Fußball-Weltmeis­ter­schaft in Brasilien kommen hin und wieder Gerüchte auf, dass Spiele verschoben sein könnten. Aber kann man den Fußball auf diesem Niveau überhaupt manipu­lieren? Und wie sieht die Rechtslage hierzu in Deutschland aus?

Ein Schieds­richter umarmt freude­strahlend nach Abpfiff den siegreichen nigeria­nischen Torwart; ein Italiener fliegt vom Platz, ohne dass er böse gefoult hätte und im gleichen Spiel beißt sich der Uruguayer Suárez in die Schulter eines Gegners, ohne dass es geahndet wird. Dazu: reguläre Tore, die nicht gegeben werden; Abseitstore, die zählen.

Seit dem Start der Fußball-WM kursieren Verschwö­rungs­theorien um mögliche Manipu­la­tionen der Spiele in der Presse und vor allem im Internet. Ob da etwas dran ist? Konkrete Anhalts­punkte gibt es derzeit nicht. Und zunächst gilt natürlich die Unschulds­ver­mutung. Denn unberechtigte Elfmeter kommen ebenso häufig vor wie irregulär erzielte Tore. In jeder Liga, an jedem Spieltag.

Manipu­lation bei der WM sei unwahr­scheinlich, so ein Strafrechtler

Dass bei der WM manipuliert werde, kann Dr. Ali B. Norouzi zwar nicht ausschließen, für wahrscheinlich hält er es aber nicht: „Wer auf diesem Niveau und bei diesen Gehältern spielt, ist für Schmiergeld in der Regel weniger empfänglich. Außerdem ist die Teilnahme eine Frage der Ehre, auch und gerade bei jenen Nationen, bei denen es sportlich in den letzten Gruppen­spielen um nichts mehr geht.“ Der Berliner Anwalt ist Mitglied im Strafrechts­aus­schuss im Deutschen Anwalt­verein (DAV) und erklärt weiter, dass auch die Kriminellen hinter dem Betrug kein besonderes Interesse an großen Spielen oder Turnieren hätten: „Die wollen Geld machen. Und die Quoten sind ja in niedrig­klassigen Ligen nicht besser oder schlechter als bei einer Weltmeis­ter­schaft, bei der es eine sehr größere öffentliche Wahrnehmung gibt“, so Norouzi.

Wettma­ni­pu­lation nach deutschem Recht nicht strafbar

Nach derzeitiger Gesetzeslage ist die reine Spielma­ni­pu­lation in Deutschland kein Straftat­bestand. Strafbar ist der damit verbundene Wettbetrug, also der strafrechtlich relevante Vorwurf der unrecht­mäßigen Bereicherung durch die Spielma­ni­pu­lation. So wie es etwa bei dem ehemaligen Schieds­richter und später zu einer Haftstrafe verurteilten Robert Hoyzer der Fall war.

Das bayerische Justiz­mi­nis­terium hat sich unlängst der Thematik angenommen und den Gesetzes­vor­schlag „Schutz der Integrität des Sports“ erarbeitet. Eine „effektive strafrechtliche Bekämpfung von Doping, Korruption und Spielma­ni­pu­lation“ solle dadurch gewähr­leistet und der sportliche Wettkampf insgesamt geschützt werden. Spieler, die Teil einer Spielma­ni­pu­lation sind, könnten demnach bereits für diesen Umstand vor ordent­lichen Gerichten landen. Bisher trat an diese Stelle die Sportge­richts­barkeit.

„Die Integrität des Sports muss nicht durch ein Gesetz geschützt werden“

Rechts­anwalt Dr. Ali B. Norouzi kritisiert den Gesetzes­entwurf: „Meines Erachtens braucht es bei der Frage der Spielma­ni­pu­lation keine zusätzliche gesetzliche Regelung. Für die Integrität im Sport hat der Sport allein zu sorgen.“ Durch das Strafrecht geschützte Rechtsgüter sind etwa das Leben, das Vermögen oder die Freiheit. „Aber die Integrität des Sports ist kein so heraus­ra­gender Belang, der für ein Leben in Frieden und Freiheit notwendig ist“, so Norouzi. Genau das aber wäre der Fall, sollte ein mit dem bayerischen Entwurf vergleichbares Gesetz verabschiedet werden.

Unabhängig der generellen Ablehnung einer gesetz­lichen Regelung in dieser Frage, kritisiert Norouzi auch einzelne Inhalte der bayerischen Initiative. So sehe das Gesetz lediglich eine Bestrafung auf dem Spielfeld vor – nicht aber auf Funktio­närsebene. Und zudem wird vom „Spitzen- und Profisport“ gesprochen. Strafrechtler Norouzi: „Wenn das neue Rechtsgut die Integrität im Sport sein soll, dann darf es keine Unterschiede in der Schutz­be­dürf­tigkeit zwischen Profi-, Amateur- oder Breitensport geben.“

Bis ein mögliches Gesetz alle Hürden passiert hat, wird es noch einige Zeit dauern – wenn es denn überhaupt kommt. Für die aktuelle WM spielt das aber ohnehin keine Rolle. Hier hat die Fifa zumindest ein Feld der wieder­keh­renden Erregung inzwischen abgeräumt: Erstmals bei einer WM wird in diesem Jahr mit der Torlini­en­tech­nologie gearbeitet – damit so etwas wie 1966 nicht wieder passiert: das mythen­um­wobene Wembley-Tor.

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Datum
Aktualisiert am
30.06.2014
Autor
ndm
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Themen
Betrug Fußball Sport WM

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